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Als ordentliche Kapitalerhöhung wird eine Kapitalerhöhung gegen Einlagen bezeichnet. Dabei werden neue (= junge) Aktien ausgegeben (= emittiert).
Bei einer Kapitalerhöhung ist beim Erwerb der Aktien meist ein Agio durch den Käufer zu entrichten. Die Aktien werden zu einem Emissionskurs ausgegeben. Dieser liegt unterhalb des derzeit gültigen Börsenkurses. Hieraus ergibt sch ein Anreiz, die neu emittierten Aktien auch zu kaufen.
Die hieraus entstehenden liquiden Mittel verbucht die AG im Umlaufvermögen.
Der Emissionskurs muss jedoch aufgespalten werden in
Nennwert und
Aufgeld (= Agio).
Der Nennwert dient dazu, die Höhe der Beteiligung an der Unternehmung zu berechnen. Der Nennbetrag des genehmigten Kapitals darf hierbei 50 % des vorhandenen Grundkapitals nicht übersteigen (§ 202 Abs. 3 AktG).
Beispiel
Welchen Anteil an der X-AG besitzt Fritz?
Das gezeichnete Kapital lautet 1.500·4 + 1.500·8 = 6.000 + 12.000 = 18.000 €. Herr A besitzt Aktien im Nennwert von insgesamt 40 € (10·4) und hat damit einen Anteil an der SW-AG in Höhe von 40/18.000 = 0,22 %. Der Nennwert fließt ins gezeichnete Kapital der Unternehmung. Der Emissionskurs der neuen Aktie ist aber im Allgemeinen größer als ihr Nennwert. In Höhe des Unterschiedsbetrag liegt ein Aufgeld (= Agio) vor. Es fließt in die Kapitalrücklage.
Beispiel
Der Buchungssatz lautet
Merke
Bank/ Kasse | an | gezeichnetes Kapital |
an | Kapitalrücklagen |
Das Agio beträgt pro Aktie 30 - 3 = 27 €. Die Kapitalrücklage der SW-AG erhöht sich damit um 100·27 = 2.700 €. Das gezeichnete Kapital steigt um den Nennwert, das heißt um 100·3 = 300 €. Insgesamt fließt der Unternehmung 100·30 = 3.000 € an liquiden Mitteln zu. Der Buchungssatz lautet daher
Merke
Bank/ Kasse | 3.000 | an | gezeichnetes Kapital | 300 |
an | Kapitalrücklagen | 2.700 |
Beispielaufgabe
Das konkrete Vorgehen bei einer ordentlichen Kapitalerhöhung erläutern wir in einem konkreten Beispiel.
Beispiel
Aktiva | Passiva | ||
Positionen | Werte | Positionen | Werte |
Anlagevermögen | 30 | Gezeichnetes Kapital | 6 |
Umlaufvermögen | 20 | Kapitalrücklagen | 4 |
Gewinnrücklagen | 9 | ||
Verbindlichkeiten | 31 | ||
Summe | 50 | Summe | 50 |
a) Ermittle die Bilanz der AH AG nach der ordentlichen Kapitalerhöhung.
b) Welche Möglichkeiten hat ein Altaktionär, der 16 Aktien besitzt? Zeige, dass er rechnerisch keine Vermögenseinbußen erleidet, wenn er
- alle Bezugsrechte verkauft,
- alle Bezugsrechte ausnutzt und
- eine opération blanche durchführt.
Die Vorgehensweise einer ordentlichen Kapitalerhöhung lässt sich folgendermaßen verdeutlichen. Dabei gelten folgende Symbole:
Expertentipp
1. Das Ausmaß der Kapitalerhöhung entspricht immer Volumen der Kapitalerhöhung Vol. KE =
2. Anzahl
3. Emissionskurs
4. Nennwert
5. Nennwert
6. Der Emissionskurs
7. Damit ist auch die Höhe der Bilanzpositionen unmittelbar nach der Kapitalerhöhung klar:
- Erhöhung Gezeichnetes Kapital =
,
- Erhöhung Kapitalrücklage = n·Agio,
- Erhöhung Umlaufvermögen =
.
8. Mischkurs unmittelbar nach der Kapitalerhöhung:
MK=
9. Wert des Bezugsrechts BR =
10. Welche Möglichkeiten hat ein Altaktionär?
- a) alle Bezugsrechte verkaufen
- b) alle Bezugsrechte ausnutzen
- c) eine opération blanche durchführen. Hierbei werden so viele Bezugsrechte verkauft (x Stück), dass man sich aus dem Verkaufserlös ohne Dazutun zusätzlicher liquider Mittel mit den verbliebenen Bezugsrechte gerade neue Aktien kaufen kann.
Zum konkreten Beispiel:
a) Das Volumen der Kapitalerhöhung soll 10 % der Bilanzsumme, also 0,1·50.000.000 = 5.000.000 € betragen. Es gibt a = 40.000 alte Aktien. Wegen des Bezugsverhältnisses von
b = a/n
= 40.000/n
= 4/1
= 4
ist bekannt, dass n = 10.000 junge Aktien emittiert werden müssen.
Expertentipp
Frage: Was drückt das Bezugsverhältnis aus?
Es ist im vorliegenden Beispiel 29 nicht richtig, zu sagen, dass man „vier alte Aktien benötigt, um eine neue Aktien erwerben zu können.” Vielmehr ist richtig:
Antwort: Man benötigt vier Bezugsrechte, um eine neue Aktie vergünstigt, nämlich zu
Zur Ermittlung des Emissionskurses
einen Nennwert von
= 150 € und ein Agio (= Aufgeld) von 350 €
auf. Der Nennwert fließt ins Gezeichnete Kapital, das Agio hingegen in die Kapitalrücklage. Das gezeichnete Kapital erhöht sich daher um
Aktiva | Passiva | ||
Positionen | Werte | Positionen | Werte |
Anlagevermögen | 30 | Gezeichnetes Kapital | 7,5 |
Umlaufvermögen | 25 | Kapitalrücklagen | 7,5 |
Gewinnrücklagen | 9 | ||
Verbindlichkeiten | 31 | ||
Summe | 55 | Summe | 55 |
Tab. 15: Bilanz nach der ordentlichen Kapitalerhöhung
Weiterhin gilt es, den Mischkurs unmittelbar nach der Kapitalerhöhung auszurechnen.
Expertentipp
Die alte Aktie kostet im Börsenhandel Ka, d.h. hier 700 €. Die neue Aktie, welche kurz nach Einführung in den Handel absolut identisch zur alten Aktie ist, kostet aber deutlich weniger, nämlich nur Kn, hier also 500 €. Da ein und dasselbe Gut nicht unterschiedlich viel kosten kann, wird sich ein einheitlicher Preis bilden, nämlich der Mischkurs.
Man rechnet also hier
MK = (40.000·700 + 10.000·500)/(40.000 + 10.000)
= 33.000.000/50.000
= 660 €.
Der Mischkurs pendelt sich also, wie zu erwarten war, zwischen dem alten Börsenkurs von
Expertentipp
Das bedeutet folgendes.
Merke
Den Wert des Bezugsrechts ermittelt man mit der Formel
Merke
Wert des Bezugsrechts.
Also ist der Wert des Bezugsrechts
Expertentipp
Methode 1:
Man kauft sie sich unmittelbar nach der Kapitalerhöhung für einen Mischkurs von MK = 660 €.
Methode 2:
man erwirbt vier Bezugsrechte im Bezugsrechtshandel für 4·40 = 160 € und hat dann das Recht, eine junge Aktie vergünstigt zum Emissionskurs zu erwerben und muss also nochmals
b) Ein Altaktionär mit 16 Aktien erhält nun 16 Bezugsrechte, damit er seinen ansonsten drohenden Vermögensnachteil ausgleichen kann. Er hat drei Möglichkeiten:
alle Bezugsrechte verkaufen,
alle Bezugsrechte ausnutzen,
opération blanche.
Alle Bezugsrechte verkaufen:
Das Barvermögen steigt, da der Altaktionär seine 16 Bezugsrechte zum Preis von 40 € pro Stück verkauft. Sein Aktienvermögen sinkt hingegen, denn vorher besaß er 16 Aktien à 700 €, nun besitzt er 16 Aktien à 660 €. Seine Gewinne aus dem Barvermögen und seine Verluste aus dem Aktienvermögen gleichen sich allerdings exakt aus:
Vermögensposition | Aktion | Berechnung | Ergebnis |
Barvermögen | Bezugsrechte verkaufen | 16·40 | 640 |
Aktienvermögen | sinkt im Wert | 16·700-16·660 | -640 |
Ergebnis | 0 |
Tab. 16: Wertentwicklung bei Verkauf aller Bezugsrechte
Alle Bezugsrechte ausnutzen:
Mit seinen 16 alten Aktien erhält der Aktionär 16 Bezugsrechte. Von diesen darf er sich 16/4 = 4 neue Aktien zum Preis von
Vermögensposition | Aktion | Berechnung | Ergebnis |
Barvermögen | junge Aktie kaufen | 4·500 | -2000 |
Aktienvermögen | steigt im Wert | 20·660-16·700 | 2000 |
Ergebnis | 0 |
Tab. 17: Wertentwicklung bei Ausnutzung aller Bezugsrechte
Opération blanche:
Es werden x Aktien verkauft und also 40·x € erlöst. Der Altaktionär behält demnach 16 – x Bezugsrechte. Mit diesen 16 – x Bezugsrechten kann er (16 - x)/4 neue Aktien zum Emissionskurs Knerwerben. Er gibt also [(16 - x)/4]·
40·x = (16 – x)/(4:1)·500 ‹=› 40x = (16 – x) x 125
‹=› 40x = 2000 - 125x
‹=› 165x = 2000
‹=› x = 12,1212.
Man erhält daher x = 12,1212 Bezugsrechte, die er verkauft.
Expertentipp
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