Zulassung zur mündlichen Prüfung
Die mündliche Prüfung stellt für angehende Bilanzbuchhalter einen entscheidenden Meilenstein dar, der gemäß § 6 (1) der Prüfungsordnung erst nach erfolgreichem Bestehen der schriftlichen Prüfungen erreicht wird. In diesen schriftlichen Vorprüfungen ist es erforderlich, dass die Teilnehmer in jeder der drei Klausuren mindestens 50 Punkte sammeln. Diese Hürde sichert nicht nur die Qualität und das erforderliche Wissensniveau der Kandidaten, sondern dient auch als Indikator für die Fähigkeit, unter Prüfungsbedingungen und fundiertes Fachwissen präzise darzulegen. Nur wer diese Voraussetzung erfüllt, erhält die Einladung zur mündlichen Prüfung, wo neben Fachkenntnissen auch Argumentationsstärke und Präsentationsfähigkeit auf die Probe gestellt werden.
Bestandteile und Themen der mündlichen Prüfung
Die mündliche Prüfung für angehende Bilanzbuchhalter, wie in der Prüfungsordnung von 2020 festgeschrieben, ist eine zweistufige Herausforderung, die mit einer Präsentation beginnt und mit einem intensiven Fachgespräch endet. Die Präsentation erfordert die Darstellung und Lösung eines komplexen betrieblichen Problems, typischerweise aus dem Bereich der Jahresabschlusserstellung und –Bewertung. Dies erlaubt den Prüflingen ihre analytischen und konzeptionellen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Besonders wird das Verständnis und die Handhabung von Unternehmenskrisen untersucht, die in Form von Rentabilitäts-, Ertrags- und Liquiditätskrisen auftreten können und im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen.
In einer Rentabilitätskrise erlebt ein Unternehmen einen signifikanten Rückgang in der Nachfrage, was zu einem spürbaren Verlust von Umsätzen und Gewinnen führt. Dies führt oft zu einem Anstieg des Lagerbestands und einem Verlust von Marktanteilen, was eine finanzielle Belastung darstellt und von Kreditgebern, wie z.B. Banken, wahrgenommen wird. Um eine solche Krise zu bewältigen, werden innovative Lösungen und Strategien benötigt, die das Unternehmen wieder auf einen profitablen Weg bringen können.
In der Phase einer Ertragskrise erlebt ein Unternehmen oft einen spürbaren Rückgang seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, erkennbar an einem negativen Betriebsergebnis, dem Schwund von Eigenkapital, Liquiditätsengpässen und der Notwendigkeit, Personal abzubauen. Als Reaktion auf diese finanziellen Herausforderungen implementieren viele Unternehmen Maßnahmen zur Kostenreduktion, um ihre finanzielle Situation zu stabilisieren.
Wenn ein Unternehmen eine Liquiditätskrise durchläuft, steht es vor einer schwerwiegenden Bedrohung seiner finanziellen Stabilität. In einer solchen Krise sind verfügbare Kreditlinien erschöpft, und die Fähigkeit, bestehende Schulden zu bedienen, ist stark beeinträchtigt. Lieferanten bleiben unbezahlt, was zu einer Anhäufung von Mahnungen und möglichen Pfändungen führt. In dieser kritischen Phase ist das Unternehmen dringend auf frische Finanzmittel angewiesen, während gleichzeitig Finanzinstitute oft zögern, neue Kredite zu vergeben. Ohne effektive Maßnahmen zur Wiederherstellung der Liquidität kann dies den Weg in die Insolvenz ebnen.
Sobald ein Unternehmen alle Möglichkeiten der Restrukturierung ausgeschöpft hat und diese nicht zum gewünschten Erfolg führen, steht es oft vor der Notwendigkeit, einen Insolvenzantrag zu stellen. Die Insolvenzordnung legt drei Hauptgründe für einen solchen Antrag fest: erstens, die Zahlungsunfähigkeit, wenn das Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seine fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen; zweitens, die drohende Zahlungsunfähigkeit, bei der absehbar ist, dass zukünftige Verbindlichkeiten nicht beglichen werden können; und drittens, die Überschuldung, die vorliegt, wenn das Vermögen juristischer Personen ihre Schulden nicht mehr deckt.
Das Fachgespräch fordert eine tiefergehende Diskussion, bei der ein breites Spektrum an Themen abgedeckt werden kann. Werkzeuge und Konzepte wie Strukturbilanzen, Kennzahlenvergleiche, Erfolgsquellenanalyse, und Finanzierungsregeln sind nur einige der Instrumente, die für eine umfassende Bewertung und Lösung der Problematik erforderlich sind. Während der Vorbereitung auf das Fachgespräch ist es entscheidend, dass die Prüflinge nicht nur das Problem verstehen, sondern auch geeignete Lösungsstrategien entwickeln, die auf einer soliden Analyse der Jahresabschlüsse basieren.
Grundsätzlicher Ablauf und Bewertung der mündlichen Prüfung
Bei der mündlichen Prüfung beginnt das Prozedere mit der Identitätsfeststellung der Prüflinge durch Vorlage ihres Personalausweises. Es folgt eine Vorbereitungsphase für die Prüfungsteilnehmer, die ihre zugelassenen Hilfsmittel selbst bereitstellen müssen. Nach der offiziellen Eröffnung durch den Prüfungsausschuss und einer kurzen Vorstellung wird der Gesundheitszustand der Prüflinge abgeklärt. Die Prüfung umfasst eine Präsentation und ein Fachgespräch, mit einer abschließenden Beratung des Ausschusses und einer Rückmeldung an den Prüfling. Die Bewertung teilt sich in ein Drittel für die Präsentation und zwei Drittel für das Fachgespräch auf, beide fließen zu diesen Teilen in die Gesamtbewertung ein. Bei Nichtbestehen ist eine Wiederholung der Prüfung unter bestimmten Bedingungen möglich.
Fazit
Das Fazit zum Ablauf der mündlichen Prüfung und der Bewertungskriterien ist, dass der Prozess streng strukturiert ist, um Fairness und Konsistenz zu gewährleisten. Die Prüfungsteilnehmer müssen sich nicht nur fachlich, sondern auch in der Präsentation ihrer Themen beweisen. Die Bedeutung einer ganzheitlichen Bewertung, die sowohl die schriftlichen als auch die mündlichen Leistungen berücksichtigt, unterstreicht die Wichtigkeit einer umfassenden Vorbereitung. Für diejenigen, die beim ersten Versuch nicht erfolgreich sind, bietet das System eine faire Möglichkeit zur Wiederholung, was zeigt, dass der Schwerpunkt auf der Kompetenzentwicklung und nicht auf der einmaligen Leistung liegt.