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Eine Bilanz gibt Aufschluss über die Vermögensstruktur, die Kapitalstruktur und den Zusammenhang zwischen Investition und Finanzierung einer Unternehmung.
Wir betrachten nun ein Lernvideo zur vertikalen Finanzanalyse und im Anschluss betrachten wir das Rating, für das die vertikale Finanzanalyse eine wichitge Rolle spielt.
Vermögensstruktur
Die Vermögensstruktur bezeichnet die Zusammensetzung des Vermögens eines Unternehmens. Sie lässt sich an der Aktivseite der Bilanz ablesen. Dabei werden als Kennzahlen das Verhältnis von Anlagevermögen und Umlaufvermögen, sowie das Verhältnis von Anlagevermögen und Gesamtvermögen untersucht.
Kapitalstruktur
Die Kapitalstruktur beschreibt die Zusammensetzung des Kapitals eines Unternehmens und ist auf der Passivseite der Bilanz abzulesen.
Hierbei steht der Verschuldungsgrad im Vordergrund. Dieser lässt sich bestimmen als Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital.
Merke
Beispiel
Das Unternehmen A hat ein Eigenkapital von 2 Mio. € und ein Fremdkapital von 5 Mio. €.
Der Verschuldungsgrad liegt dann bei 5 Mio. €/2 Mio. € = 2,5.
Der Verschuldungsgrad wäre nicht sehr interessant, wenn er nicht insbesondere Anwendung bei der Errechnung der Eigenkapitalrentabiltät (= Eigenkapitalrendite) fände. Diese berechnet sich als
Merke
Mithilfe des Verschuldungsgrades lässt sie sich allerdings auch kalkulieren als
Hierbei bezeichnet GKR die Gesamtkapitalrentabilität, nämlich
GKR = (JÜ + FKZ)/(EK + FK)
und s den Sollzinssatz.
Merke
Beispiel
Der Sollzinssatz s ist s = 7 % = 0,07, das Fremdkapital FK bei FK = 2.500 €. Die gezahlten Sollzinsen sind dann FKZ = 2.500 · 0,07 = 175 €.
Beispiel
Werte | A | B | C |
Kapitalgewinn | 35.000 | 35.000 | 12.000 |
Eigenkapital | 24.000 | 80.000 | 24.000 |
Sollzins | 7 % | 7 % | 11 % |
a) Berechne die jeweiligen Eigenkapitalrenditen der drei Unternehmen, und zwar sowohl mit der Definition als auch mit der Leverage-Formel.
b) Warum ist die Eigenkapitalrendite bei A höher als bei B, obwohl doch die Gesamtkapitalrenditen bei beiden Unternehmen gleich sind?
c) Warum ist die Eigenkapitalrendite bei A höher als bei C, obwohl doch die Verschuldungsgrade bei beiden identisch sind?
a) Der Kapitalgewinn ist die Summe aus Jahresüberschuss und Fremdkapitalzinsen (und zwar in Euro, nicht in Prozent):
Merke
Die Gesamtkapitalrendite berechnet sich mit
Merke
= (JÜ + FKZ)/(EK + FK) Gesamtkapitalrendite
Man errechnet daher für die Unternehmen die Gesamtkapitalrenditen von 25 %, 25 % und 8 %.
Für die Eigenkapitalrendite muss man zunächst den Jahresüberschuss ermitteln, denn dieser ist nur ein Teil des Kapitalgewinns. Fraglich ist also, welcher Teil des Kapitalgewinns auf den gezahlten Fremdkapitalzins entfällt. Dieser ist
Merke
wobei s den Fremdkapitalzinssatz angibt.
Expertentipp
Man kalkuliert also zunächst das Fremdkapital und hiernach durch Multiplikation mit s den Fremdkapitalzins FKZ. Schließlich rechnet man die Fremdkapitalzinsen aus dem Kapitalgewinn heraus, um den Jahresüberschuss zu erhalten. Dieser wird dann durch das Eigenkapital dividiert, um die Eigenkapitalrendite zu erhalten:
Werte | A | B | C |
Kapitalgewinn | 35.000 | 35.000 | 16.000 |
Gesamtkapital | 150.000 | 150.000 | 150.000 |
Eigenkapital | 24.000 | 80.000 | 24.000 |
Fremdkapital | 150.000 – 24.000 = 126.000 | 70.000 | 126.000 |
Fremdkapitalzins | 0,07·126.000 = 8.820 | 4.900 | 13.860 |
Jahresüberschuss | 35.000 – 8.820 = 26.180 | 30.100 | 2.140 |
Eigenkapitalrendite | 26.180/24.000 = 109,08 % | 37,63 % | 8,92 % |
Tab. 23: Direkte Berechnung der Eigenkapitalrendite
b) Um die Problematik zu verstehen, kalkulieren wir die Eigenkapitalrendite mit der Leverage-Formel. Hierzu benötigen wir die Gesamtkapitalrendite GKR als auch den Verschuldungsgrad v = FK/EK.
Diese setzt man ein in
Merke
Also rechnet man
Werte | A | B | C |
Eigenkapital | 24.000 | 80.000 | 24.000 |
Fremdkapital | 126.000 | 70.000 | 126.000 |
Verschuldungsgrad | 126.000/24.000 = 5,25 | 0,875 | 5,25 |
Fremdkapitalzinssatz s | 7 % | 7 % | 11 % |
Gesamtkapitalrendite | 23,33 % | 23,33 % | 10,67 % |
Eigenkapitalrendite | 23,33 % + 5,25 ·(23,33 % – 7 %) = 109,06 % | 37,6 % | 8,92 % |
Tab. 24: Indirekte Berechnung der Eigenkapitalrendite
Man erhält also dieselben Ergebnisse für die Unternehmen, egal ob man mit der Definition der Eigenkapitalrendite oder mit der Leverage-Formel rechnet.
Man spricht im Zusammenhang mit dem Leverage-Effekt vom
positiven Hebel
GKR > s
steigender Verschuldungsgrad führt zu steigender Eigenkapitalrentabilität und vom
negativen Hebel
GKR < s
steigender Verschuldungsgrad führt zu fallender Eigenkapitalrentabilität.
Expertentipp
c) Man sieht auch die Unterschiede zwischen A und C erst gut, wenn man die Leverage-Formel bemüht. C hat einen negativen Hebel, denn GKR – s = 7 % - 11 % = - 4 % < 0. Deswegen führt ein höherer Verschuldungsgrad zu einer niedrigeren Eigenkapitalrendite, nicht zu einer höheren. Insofern ist ein hoher Verschuldungsgrad, nämlich v = 5,25, so wie bei A, nicht gut für C.
Übung Rentabilität und Leverage-Effekt
In diesem Lernvideo wird zunächst der Leverage-Effekt erklärt:
Nun wird in einem Übungsvideo die Rentabilität und der Leverage-Effekt vertiefend anhand einer Aufgabe erklärt.
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