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Kosten- und Leistungsrechnung - Beispiel

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Kosten- und Leistungsrechnung

Beispiel

Inhaltsverzeichnis

Die Klima-GmbH möchte ein neues Produkt auf den Markt bringen. Bei dem Produkt handelt es sich um ein Mountainbike, welches aus den Komponenten Federung, Bremsen, Räder, Sattel, Lenkung, Rahmen und Schaltung zusammengesetzt wird.

Ein Zielverkaufspreis (= Target Price) in Höhe von 550 € wurde in der ersten Phase der Zielkostfindung festgelegt. Davon werden 30 % als Rendite geplant (= Target Profit). Dies entspricht 165 € ($= 0,3 \cdot 550 \ €$). Hieraus sind die maximal erlaubten Kosten (= allowable costs) zu ermitteln: 550 € – 165 € = 385 €.

Durch eine vorherige Kalkulation wurden außerdem aktuelle Kosten (= drifting costs) in Höhe von 412 € ermittelt.

Folgende Tabelle zeigt eine genaue Aufschlüsselung der aktuellen Kostenanteile einzelner Komponenten:

 
 Kostenanteil in €Kostenanteil in %
Federung
45,3211
Bremsen
74,1618
Räder
61,815
Sattel
32,968
Lenkung
90,6422
Rahmen
70,0417
Schaltung
37,089
Summe412100

Tabelle: Aktuelle Kostenanteile einzelner Komponenten.

 

Die Klima-GmbH hat herausgefunden, dass den Kunden vier Eigenschaften bei dem Mountainbike wichtig sind. Es spielt nämlich die Qualität (mit 45%), das Design (mit 30%), die Bequemlichkeit (mit 20%) sowie die Farbe (mit 5%) eine Rolle.

Es wird angenommen, dass bei Mountainbikes ein hoher Kostendruck herrscht. Daher sollte q möglichst klein gewählt werden. Die Klima-GmbH geht von einem Toleranzparameter q = 8 % aus.

In der zweiten Phase der Zielkostenspaltung gibt die Funktionen-Komponenten-Matrix an, welchen Beitrag die jeweiligen Komponenten des Fahrrads zur Erfüllung der Kundenbedürfnisse beitragen: 

 Qualität (%)Design (%)Bequemlichkeit (%)Farbe (%)
Federung
1510255
Bremsen
20000
Räder
2030030
Sattel
15106515
Lenkung
20000
Rahmen
040050
Schaltung
1010100
Summe100100100100

Tabelle: Funktionen-Komponenten-Matrix.

 

Mit den in den Tabellen zur Verfügung stehenden Angaben können nun die Kostenanteile der einzelnen Komponenten ermittelt werden. Es soll so herausgefunden werden, wie hoch die Kosten der einzelnen Komponente zur Erreichung der Zielkosten von 385 € sein dürfen.

Es soll untersucht werden, inwiefern bei den Komponenten jeweils Handlungsbedarf besteht. 

Rechnung

Schritt 1: Berechnung der Zielkosten einzelner Komponenten

Für die Berechnung dient die folgende Formel:

$ Zielkosten_{Komponente} = \sum(Anteile \ zur \ Erreichung \ der \ Kundenbedürfnisse \cdot Gewichtung \ der \ Kundenbedürfnisse) \cdot Zielkosten $

Das Einsetzen angegebener Werte führt zu folgenden Ergebnissen:

$ Zielkosten_{Federung} = (0,15 \cdot 0,45 + 0,1 \cdot 0,3 + 0,25 \cdot 0,2 + 0,05 \cdot 0,05) \cdot 385 \ € = 57,75 \ € $

$ Zielkosten_{Bremsen} = (0,2 \cdot 0,45) \cdot 385 \ € = 34,65 \ € $

$ Zielkosten_{Räder} = (0,20 \cdot 0,45 + 0,3 \cdot 0,3 + 0,3 \cdot 0,05) \cdot 385 \ € = 75,075 \ € $

$ Zielkosten_{Sattel} = (0,15 \cdot 0,45 + 0,1 \cdot 0,3 + 0,65 \cdot 0,2 + 0,15 \cdot 0,05) \cdot 385 \ € = 90,475 \ € $

$ Zielkosten_{Lenkung} = (0,2 \cdot 0,45) \cdot 385 \ € = 34,65 \ € $

$ Zielkosten_{Rahmen} = (0,4 \cdot 0,3 + 0,5 \cdot 0,05) \cdot 385 \ € = 55,825 \ € $

$ Zielkosten_{Schaltung} = (0,1 \cdot 0,45 + 0,1 \cdot 0,3 + 0,1 \cdot 0,2) \cdot 385 \ € = 36,575 \ € $

 

Schritt 2: Prozentuale Berechnung der Zielkosten einzelner Komponenten 

Folgende Formel wird hierfür benötigt:

Zielkosten einer Komponente (in %) = $ \frac{Zielkosten \ einer \ Komponente \ (in \ €)}{Summe \ der \ Zielkosten} $

Einsetzen der Werte führt zu folgenden, beispielhaften Berechnungen:

Zielkosten der Federung (in %) = $ \frac{57,75 \ €}{385 \ €} = 0,15 $ = 15 %

Zielkosten der Schaltung (in %) = $ \frac{36,575 \ €}{385 \ €} = 0,095 $ = 9,5 %

 

In der folgenden Tabelle wird abschließend die Bedeutung der einzelnen Komponenten veranschaulicht:

 Kostenanteil in €Kostenanteil in %
Federung
57,7515
Bremsen
34,659
Räder
75,07519,5
Sattel
90,47523,5
Lenkung
34,659
Rahmen
55,82514,5
Schaltung
36,5759,5
Summe385100

Tabelle: Bedeutung einzelner Komponenten.

 

Aus der Aufgabenstellung geht hervor, dass eine vorherige Kostenkalkulation der Klima-GmbH aktuelle Kosten (= drifting costs) in Höhe von 412 € ergab. Diese übersteigen die Zielkosten um einen Betrag von 27 €, weshalb eine Kostenreduktion angestrebt wird.

Eine Gegenüberstellung der Bedeutung einzelner Komponenten und deren Kostenanteilen anhand von Zielkostenindices, führt schließlich zur Identifikation von Kostensenkungs- und Wertsteigerungsbedarfen.

Der Zielkostenindex wird nach folgender Formel berechnet:

$ Zielkostenindex \ Komponente_x \ = \frac{Bedeutung \ Komponente_x}{Kostenanteil \ Komponente_x} $

Dabei gilt es Folgendes zu beachten:

Merke

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Bedeutung = Ist-Kostenanteil (Z = 1)               Kein Handlungsbedarf
Bedeutung < Ist-Kostenanteil (Z < 1)               Kostenreduktionsbedarf
Bedeutung > Ist-Kostenanteil (Z > 1)               Wertsteigerungsbedarf

 

Schritt 3: Berechnung der Zielkostenindices

 

Beispielhaft für die Komponenten Federung und Lenkung:

$ Zielkostenindex_{Federung} = \frac{0,15}{0,11} = 1,364 $

$ Zielkostenindex_{Lenkung} = \frac{0,09}{0,22} = 0,409 $

Die folgende Tabelle zeigt, welche Zielkostenindices sich abschließend ergeben:

 Bedeutung in %Ist-Kostenanteil in %Zielkostenindex (Z)
Federung
15111,364
Bremsen
9180,5
Räder
19,5151,3
Sattel
23,582,938
Lenkung
9220,409
Rahmen
14,5170,853
Schaltung
9,591,056

Tabelle: Zielkostenindices der Komponenten.

 

Da Z > 1, sind die Komponenten Federung, Räder, Sattel und Schaltung in der Herstellung grundsätzlich eher zu einfach. Die Komponenten Bremsen, Lenkung und Rahmen sind hingegen eher zu aufwändig, da Z < 1. 

Inwiefern Verbesserungsnotwendigkeit besteht, hängt allerdings noch von der Zielkostenzone und dem entsprechenden Toleranzbereich ab.

Der Toleranzbereich kann individuell bestimmt werden und basiert auf den folgenden Formeln:

Merke

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Untere Kostengrenze (UG): $(x^2 – q^2) ^{0,5}$

Obere Kostengrenze (OG): $(x^2 + q^2) ^{0,5}$

Der Parameter x beschreibt den Nutzenanteil der jeweiligen Komponente und q beziffert den individuell gestaltbaren Toleranzparameter, welcher laut Aufgabenstellung 8 % beträgt.

 

4. Schritt: Berechnung der Toleranzbereiche einzelner Komponenten

 

Federung:

UG = $(0,15^2 – 0,08^2)^{0,5} = 0,1269 $ = 12,69 %  

OG = $(0,15^2 + 0,08^2)^{0,5} = 0,17 $ = 17 %

Das bedeutet: Der Ist-Kostenanteil der Federung darf sich also zwischen 12,69 % und 17 % bewegen, damit kein Handlungsbedarf notwendig ist. Da der Ist-Kostenanteil mit 11 % jedoch unterhalb der unteren Grenze liegt, besteht ein Wertsteigerungsbedarf.

 

Bremsen (9%):       

UG = 4,12%, OG = 12,04%

Ist-Kostenanteil (18 %) > OG, also besteht ein Kostensenkungsbedarf.

 

Räder (19,5%):       

UG = 17,78%, OG = 21,08%

Ist-Kostenanteil (15 %) < UG, also besteht ein Wertsteigerungsbedarf.

 

Sattel (23,5 %):

UG = 22,1%, OG = 24,82%

Ist-Kostenanteil (8 %) < UG, also besteht ein Wertsteigerungsbedarf.

 

Lenkung (9%):        

UG = 4,12%, OG = 12,04%

Ist-Kostenanteil (22 %) > OG, also besteht ein Kostensenkungsbedarf.

 

Rahmen (14,5%):   

UG = 12,09%, OG = 16,56%

Ist-Kostenanteil (17 %) > OG, also besteht ein Kostensenkungsbedarf.

 

Schaltung (9,5%):   

UG = 5,12%, OG = 12,42 %

UG < Ist-Kostenanteil (9 %) < OG, demnach besteht kein Handlungsbedarf.

 

Zur Zielkostenerreichung besteht demnach bei allen Komponenten, bis auf die Schaltung, Handlungsbedarf.