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Bewertung langfristiger Fertigungsaufträge
Merke
Bei langfristigen Fertigungsaufträgen ist die Umgangsweise mit dem Realisationsprinzip fraglich. Sie sollen die unterschiedlichen Verfahren kennen, nämlich Completed Contract-Methode, Methode der Selbstkostenaktivierung und die Percentage of Completion-Methode. Insbesondere sollten Sie diese einordnen können bzgl. ihres Umgangs mit der Realisierung von Gewinnen.
Beispiel
Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
Einzelkosten | 500 | 600 | 700 | 800 | 900 |
Verwaltungs- | 300 | 300 | 200 | 200 | 300 |
Vertriebskosten | 50 | 50 | 50 | 100 | 50 |
Es werde ein Gesamtfunktionsrisiko vereinbart. Anzahlungen des Abnehmers erfolgen nach der zweiten und vierten Periode in Höhe von 3.000 €. Es wird dann noch eine Restzahlung nach der fünften Periode von 1.000 € vereinbart. Die Gesamtkosten pro Periode, die aufwandsgleich seien, betragen pro Periode 400 €. Gerechnet wird die GuV nach dem Gesamtkostenverfahren.
Welche Methoden zur Bewertung unfertiger Aufträge lassen sich unterscheiden? Wie hängen sie mit dem Realisationsprinzip zusammen?
Berechne die unterschiedlichen Wertansätze bei Anwendung der
Completed-contract-Methode,
der modifizierten completed-contract-Methode,
der Methode der Selbstkostenaktivierung und der
Percentage-of Completions-Methode
Completed-contract-Methode
Die Completed-contract-Methode folgt der Anwendung des Realisationsprinzips. Die Umsatzerlöse werden erst ganz am Ende, nach kompletter Fertigungsstellung des Projekts, gebucht. Die am Ende der Perioden erfolgte Teilfertigstellung führt zu einer Erhöhung der Bestände. Diese lassen sich zur Wertuntergrenze (alle Einzelkosten, Material- und Fertigungsgemeinkosten) bzw. zur Wertobergrenze (Wertuntergrenze zzgl. gewisser Gemeinkosten wie Verwaltungsgemeinkosten) aktivieren (§ 255 II HGB). Der jeweilige Periodenerfolg vor der kompletten Fertigstellung berechnet sich dann als „Differenz der Bestände abzgl. Aufwendungen der Periode”. Man erhält somit, wenn zur Wertuntergrenze aktiviert wird:
Bilanzansatz Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
unfertige Erzeugnisse (Wertuntergrenze) | 500 | 1.100 | 1.800 | 2.600 | - |
Umsatzerlöse | 0 | 7.000 | |||
Bestandsdifferenz | 500 | 600 | 700 | 800 | -2.600 |
Aufwendungen | -400 | -400 | -400 | -400 | -400 |
Gewinn/Verlust des Projekts | 100 | 200 | 300 | 400 | 4.000 |
GuV bei completed-contract
Wenn der Bilanzansatz zur Wertobergrenze erfolgt, werden die Verwaltungsgemeinkosten (nicht aber die Vertriebsgemeinkosten) in die Herstellungskosten einbezogen.
Bilanzansatz Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
unfertige Erzeugnisse (Wertobergrenze) | 800 | 1.700 | 2.600 | 3.600 | - |
Umsatzerlöse | 0 |
|
|
| 7.000 |
Bestandsdifferenz | 800 | 900 | 900 | 1.000 | -3.600 |
Aufwendungen | -400 | -400 | -400 | -400 | -400 |
Gewinn/Verlust des Projekts | 400 | 500 | 500 | 600 | 3.000 |
GuV bei completed-contract
Merke
Modifizierte Completed-contract-Methode
Bei dieser Methode werden die Umsatzerlöse nicht erst am Ende bei Gefahrenübergang ausgewiesen, sondern schon vorher. Genauer gesagt, werden die ausgewiesenen Ansätze der unfertigen Erzeugnisse als Umsatzerlöse fiktiv ausgewiesen.
Merke
Es erfolgt kein Gewinnausweis. Die Tabelle lautet bei Aktivierung der unfertigen Erzeugnisse zur Wertuntergrenze mithin
Bilanzansatz Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
unfertige Erzeugnisse (Wertuntergrenze) | 500 | 1.100 | 1.800 | 2.600 | - |
Umsatzerlöse | 500 | 600 | 700 | 800 | 4.400 |
Bestandsdifferenz | - | - | - | - | - |
Aufwendungen | -400 | -400 | -400 | -400 | -400 |
Gewinn/Verlust des Projekts | 100 | 200 | 300 | 400 | 4.000 |
GuV bei modifizierter completed-contract Methode
Bei Aktivierung zur Wertobergrenze sind die Zahlen hingegen
Bilanzansatz Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
unfertige Erzeugnisse (Wertobergrenze) | 800 | 1.700 | 2.600 | 3.600 | - |
Umsatzerlöse | 800 | 900 | 900 | 1.000 | 3.400 |
Bestandsdifferenz |
|
|
|
|
|
Aufwendungen | -400 | -400 | -400 | -400 | -400 |
Gewinn/Verlust des Projekts | 400 | 500 | 500 | 600 | 3.000 |
GuV bei modifizierter completed contract Methode
Wieder sind die Gesamtgewinne bei beiden Alternativen jeweils 5.000 €.
Methode der Selbstkostenaktivierung
Hier werden die unfertigen Erzeugnisse in Höhe der Selbstkosten aktiviert. Damit werden insbesondere auch die Vertriebskosten aktiviert.
Methode
Die Tabelle lautet demnach
Bilanzansatz Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
unfertige Erzeugnisse zu Selbstkosten | 850 | 1.800 | 2.750 | 3.850 | - |
Umsatzerlöse |
|
|
|
| 7.000 |
Bestandsdifferenz | 850 | 950 | 950 | 1.100 | -3.850 |
Aufwendungen | -400 | -400 | -400 | -400 | -400 |
Gewinn/Verlust des Projekts | 450 | 550 | 550 | 700 | 2.750 |
GuV bei Methode der Selbstkostenaktivierung
Auch hier ist der Totalgewinn bei 450 + 550 + 550 + 700 + 2.750 = 5.000 €.
Percentage-of-Completion Methode
Dieses Verfahren verbucht jeweilige Gewinnanteile in den einzelnen Perioden, und zwar nach der Formel
Merke
= erwarteter Auftragsgesamterfolg·Fertigstellungsgrad + bereits erfasste Gewinnanteile.
= erwarteter Auftragsgesamterfolg·(angefallene Aufwendungen)/(Gesamtaufwendungen)
+ bereits erfasste Gewinnanteile.
Die unfertigen Erzeugnisse werden zu Selbstkosten aktiviert. Damit erhält man folgendes Kalkül:
Bilanzansatz Kostenarten | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
unfertige Erzeugnisse zu Selbstkosten | 850 | 1.800 | 2.750 | 3.850 | - |
kumulierter Gewinnanteil | 1.000 | 2.000 | 3.000 | 4.000 |
|
Umsatzerlöse | 1.500 | 1.500 | 1.500 | 1.500 | 1.000 |
Bestandsdifferenz |
|
|
|
|
|
Aufwendungen | -400 | -400 | -400 | -400 | -400 |
Gewinn/Verlust des Projekts | 1.100 | 1.100 | 1.100 | 1.100 | 600 |
Percentage-of-Completion-Methode
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