Kursangebot | Bilanz nach Handelsrecht | Bewertung langfristiger Fertigungsaufträge

Bilanz nach Handelsrecht

Bewertung langfristiger Fertigungsaufträge

bibukurse JETZT WEITER LERNEN!

Weitere Lernvideos sowie zahlreiche Materialien erwarten dich:
Online-Kurspaket Bilanzbuchhalter


3086 Lerntexte mit den besten Erklärungen

1254 weitere Lernvideos von unseren erfahrenen Dozenten

4108 Übungen zum Trainieren der Inhalte

3086 informative und einprägsame Abbildungen

Bewertung langfristiger Fertigungsaufträge

Merke

LEHRZIELE:

Bei langfristigen Fertigungsaufträgen ist die Umgangsweise mit dem Realisationsprinzip fraglich. Sie sollen die unterschiedlichen Verfahren kennen, nämlich Completed Contract-Methode, Methode der Selbstkostenaktivierung und die Percentage of Completion-Methode. Insbesondere sollten Sie diese einordnen können bzgl. ihres Umgangs mit der Realisierung von Gewinnen.

Beispiel

Die Brücken AG baut bei Essen-Kettwig eine neue Brücke über die Ruhr. Dabei seien folgende Daten für sie gegeben:

Kostenarten

1

2

3

4

5

Einzelkosten

500

600

700

800

900

Verwaltungs-
gemeinkosten

300

300

200

200

300

Vertriebskosten

50

50

50

100

50

Es werde ein Gesamtfunktionsrisiko vereinbart. Anzahlungen des Abnehmers erfolgen nach der zweiten und vierten Periode in Höhe von 3.000 €. Es wird dann noch eine Restzahlung nach der fünften Periode von 1.000 € vereinbart. Die Gesamtkosten pro Periode, die aufwandsgleich seien, betragen pro Periode 400 €. Gerechnet wird die GuV nach dem Gesamtkostenverfahren.  

  1. Welche Methoden zur Bewertung unfertiger Aufträge lassen sich unterscheiden? Wie hängen sie mit dem Realisationsprinzip zusammen?
     

  2. Berechne die unterschiedlichen Wertansätze bei Anwendung der

    • Completed-contract-Methode,

    • der modifizierten completed-contract-Methode,

    • der Methode der Selbstkostenaktivierung und der

    • Percentage-of Completions-Methode

Completed-contract-Methode

Die Completed-contract-Methode folgt der Anwendung des Realisationsprinzips. Die Umsatzerlöse werden erst ganz am Ende, nach kompletter Fertigungsstellung des Projekts, gebucht. Die am Ende der Perioden erfolgte Teilfertigstellung führt zu einer Erhöhung der Bestände. Diese lassen sich zur Wertuntergrenze (alle Einzelkosten, Material- und Fertigungsgemeinkosten) bzw. zur Wertobergrenze (Wertuntergrenze zzgl. gewisser Gemeinkosten wie Verwaltungsgemeinkosten) aktivieren (§ 255 II HGB). Der jeweilige Periodenerfolg vor der kompletten Fertigstellung berechnet sich dann als „Differenz der Bestände abzgl. Aufwendungen der Periode”. Man erhält somit, wenn zur Wertuntergrenze aktiviert wird:

Bilanzansatz Kostenarten

1

2

3

4

5

unfertige Erzeugnisse

(Wertuntergrenze)

500

1.100

1.800

2.600

-

Umsatzerlöse

0

   

7.000

Bestandsdifferenz

500

600

700

800

-2.600

Aufwendungen

-400

-400

-400

-400

-400

Gewinn/Verlust des Projekts

100

200

300

400

4.000

GuV bei completed-contract

Wenn der Bilanzansatz zur Wertobergrenze erfolgt, werden die Verwaltungsgemeinkosten (nicht aber die Vertriebsgemeinkosten) in die Herstellungskosten einbezogen.

Bilanzansatz Kostenarten

1

2

3

4

5

unfertige Erzeugnisse

(Wertobergrenze)

800

1.700

2.600

3.600

-

Umsatzerlöse

0

 

 

 

7.000

Bestandsdifferenz

800

900

900

1.000

-3.600

Aufwendungen

-400

-400

-400

-400

-400

Gewinn/Verlust des Projekts

400

500

500

600

3.000

GuV bei completed-contract

Merke

Der „eigentliche Gewinn“ als Summe der Gewinne der einzelnen Perioden ist bei beiden Methoden jeweils 5.000 €, nämlich 100 + 200 + 300 + 400 + 4.000 = 5.000 € bei der Aktivierung zur Wertuntergrenze und 400 + 500 + 500 + 600 + 3.000 =5.000 € bei jener zur Wertobergrenze.

Modifizierte Completed-contract-Methode

Bei dieser Methode werden die Umsatzerlöse nicht erst am Ende bei Gefahrenübergang ausgewiesen, sondern schon vorher. Genauer gesagt, werden die ausgewiesenen Ansätze der unfertigen Erzeugnisse als Umsatzerlöse fiktiv ausgewiesen.

Merke

Die Erträge sind auf die Höhe der angefallenen Fertigungskosten des langfristigen Auftrags beschränkt.

Es erfolgt kein Gewinnausweis. Die Tabelle lautet bei Aktivierung der unfertigen Erzeugnisse zur Wertuntergrenze mithin

Bilanzansatz Kostenarten

1

2

3

4

5

unfertige Erzeugnisse

(Wertuntergrenze)

500

1.100

1.800

2.600

-

Umsatzerlöse

500

600

700

800

4.400

Bestandsdifferenz

-

-

-

-

-

Aufwendungen

-400

-400

-400

-400

-400

Gewinn/Verlust des Projekts

100

200

300

400

4.000

GuV bei modifizierter completed-contract Methode

Bei Aktivierung zur Wertobergrenze sind die Zahlen hingegen

Bilanzansatz Kostenarten

1

2

3

4

5

unfertige Erzeugnisse

(Wertobergrenze)

800

1.700

2.600

3.600

-

Umsatzerlöse

800

900

900

1.000

3.400

Bestandsdifferenz

 

 

 

 

 

Aufwendungen

-400

-400

-400

-400

-400

Gewinn/Verlust des Projekts

400

500

500

600

3.000

GuV bei modifizierter completed contract Methode

Wieder sind die Gesamtgewinne bei beiden Alternativen jeweils 5.000 €.

Methode der Selbstkostenaktivierung

Hier werden die unfertigen Erzeugnisse in Höhe der Selbstkosten aktiviert. Damit werden insbesondere auch die Vertriebskosten aktiviert.

Methode

Diese Aktivierung von Vertriebskosten erfolgt in der Methode der Selbstkostenaktivierung und bei der Percentage-of completion-Methode. Beachte, dass dies bei den anderen Methoden und natürlich auch nach Handelsrecht für die Herstellungskosten streng verboten ist (§ 255 II HGB).

Die Tabelle lautet demnach

Bilanzansatz Kostenarten

1

2

3

4

5

unfertige Erzeugnisse zu Selbstkosten

850

1.800

2.750

3.850

-

Umsatzerlöse

 

 

 

 

7.000

Bestandsdifferenz

850

950

950

1.100

-3.850

Aufwendungen

-400

-400

-400

-400

-400

Gewinn/Verlust des Projekts

450

550

550

700

2.750

GuV bei Methode der Selbstkostenaktivierung

Auch hier ist der Totalgewinn bei 450 + 550 + 550 + 700 + 2.750 = 5.000 €.  

Percentage-of-Completion Methode

Dieses Verfahren verbucht jeweilige Gewinnanteile in den einzelnen Perioden, und zwar nach der Formel

Merke

Gewinnanteil der aktuellen Periode

= erwarteter Auftragsgesamterfolg·Fertigstellungsgrad + bereits erfasste Gewinnanteile.

= erwarteter Auftragsgesamterfolg·(angefallene Aufwendungen)/(Gesamtaufwendungen)
+ bereits erfasste Gewinnanteile.

Die unfertigen Erzeugnisse werden zu Selbstkosten aktiviert. Damit erhält man folgendes Kalkül:

Bilanzansatz Kostenarten

1

2

3

4

5

unfertige Erzeugnisse zu Selbstkosten

850

1.800

2.750

3.850

-

kumulierter Gewinnanteil

1.000

2.000

3.000

4.000

 

Umsatzerlöse

1.500

1.500

1.500

1.500

1.000

Bestandsdifferenz

 

 

 

 

 

Aufwendungen

-400

-400

-400

-400

-400

Gewinn/Verlust des Projekts

1.100

1.100

1.100

1.100

600

Percentage-of-Completion-Methode