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Finanzmanagement - Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten

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Finanzmanagement

Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten

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Inhaltsverzeichnis

 

Meistens sind in der Angebotskalkulation Abschreibungen berücksichtigt. Wenn diese dann über die Umsatzerlöse in das Unternehmen zurück fließen, können sie zur Finanzierung (meist von Ersatzbeschaffungen) genutzt werden.

Der Rückfluss der Abschreibungen über die Umsatzerlöse ist kontinuierlich. In der Regel erfolgt die Ersatzinvestition des Wirtschaftgutes jedoch erst am Ende der Nutzungsdauer, sodass die freigesetzten Finanzierungsmittel in der Zwischenzeit anderweitig verwendet werden können.

 

Die Finanzierung aus Abschreibungsgegenwerten (= Lohmann-Ruchti-Effekt = Marx-Engels-Effekt) besprechen wir an folgendem Beispiel.

Beispiel

Hier klicken zum AusklappenDie Hofmann-AG kauft am Anfang des Jahres 00 vier Maschinen zum Wert von jeweils 8.000 €, nutzt diese über vier Jahre und schreibt sie linear ab.

Die Zugänge der ersten Periode liegen bei vier Maschinen, Abgänge erfolgen keine, der Bestand liegt demnach bei vier Maschinen. Zunächst muss für die Abschreibungen der Abschreibungsplan für jede Maschine aufgestellt werden:

ZeitAbschreibungRestbuchwert
12.0006.000
22.0004.000
32.0002.000
42.000

0

Tab. 13: Abschreibungsplan pro Maschine

Pro Jahr wird jede Maschine mit 2.000 € abgeschrieben. Die Abschreibungen für den gesamten Maschinenpark betragen im ersten Jahr 8.000 €. Wenn diese Abschreibungen, die Aufwendungen darstellen, als Kosten in die Verkaufspreise weiterverrechnet werden und diese über die Umsatzerlöse wieder zurückfließen, so stehen der Unternehmung am Ende der Periode 1 dann wieder 8.000 € zur Verfügung, die in eine neue Maschine investiert werden können. 

Expertentipp

Hier klicken zum AusklappenDie Aufwendung muss also verdient werden. Aus einem reinen buchhalterischen Vorgang muss also zusätzlich ein finanzwirtschaftlicher Vorgang werden, damit es zu einem Finanzierungseffekt kommt.

Es kommt also zum Kauf einer neuen Maschine (siehe Spalte „Kauf neuer Maschinen”). Das „Konto”, aus welchem der Zukauf gespeist wird, liefert mit 8.000 € gerade die Möglichkeit, eine einzige Maschine neu hinzuzukaufen, es bleibt daher ein Rest von 0 € übrig (siehe Spalte „Rest” in Tab. 14).

Man unterscheidet nun die beiden Begriffe

  • Periodenkapazität und

  • Totalkapazität.

Die Periodenkapazität berechnet, wieviel Kapazität der Maschinenpark in der jeweiligen Periode abgibt.

Merke

Hier klicken zum AusklappenWenn die Periodenkapazität in € gerechnet wird, so ist sie stets gleich der jeweiligen Periodenabschreibung. Sollte die Periodenkapazität in Leistungseinheiten kalkuliert werden, so unterscheidet sie sich von der Spalte der Abschreibungen, welche gemeinhin in Geldeinheiten gemessen werden.

In der abgelaufenen (ersten) Periode wurde der Maschinenpark mit 8.000 € verbraucht, daher die Periodenkapazität (s. Tab. 14).

Die Totalkapazität gibt an, wie sehr der Maschinenpark insgesamt noch gebraucht werden kann (inkl. der laufenden Periode). Da vier Maschinen mit Anschaffungskosten von jeweils 8.000 € im Bestand sind, liefern diese eine Totalkapazität von 4·8.000 = 32.000 €.

In der zweiten Periode werden ähnliche Überlegungen angestellt. Der Zugang einer Maschine resultiert aus dem Kauf am Ende der ersten Periode. Abgänge erfolgen keine, da sich die Maschinen noch in ihrer regulären Nutzungsdauer befinden. Der Bestand liegt folglich bei 4+1 = 5 Maschinen. Da jede Maschine in jeder Periode mit 2.000 € abgeschrieben wird, lautet die Gesamtabschreibung des Maschinenparks in der zweiten Periode 10.000 €.

Expertentipp

Hier klicken zum AusklappenRichtig spannend (weil sehr aufwändig) wird eine Aufgabe zum Lohmann-Ruchti-Effekt also dann, wenn keine lineare Abschreibung vorliegt, mithin dieselbe Maschine in unterschiedlichen Perioden unterschiedlich abgeschrieben wird (z.B. degressiv).

Die Gesamtabschreibung inkl. Rest errechnet sich stets als Abschreibung der aktuellen Periode zzgl. dem Rest aus der Vorperiode.

Man rechnet also mit 10.000 (Abschreibung aus t = 2) + 0 (Rest aus t = 1) = 10.000 € Gesamtabschreibung inkl. Rest in t = 2. Aus diesem „Konto” lässt sich der Kauf einer neuen Maschine speisen, darüber hinaus bleiben 2.000 € übrig. Die Totalkapazität in t = 2 liegt bei 4·6.000 + 1·8.000 = 32.000 €.

Merke

Hier klicken zum AusklappenMan beachte also bei der Totalkapazität die unterschiedliche Laufzeit der unterschiedlich alten Maschinen (s. Tab. 14).

So ist z.B. die Totalkapazität in t = 3 dann 4·4.000 + 1·6.000 + 1·8.000 = 30.000 €. Die ganz alten Maschinen aus der ersten Periode "leben" noch zwei Jahre, jene aus der zweiten Periode "lebt" noch drei Perioden, die neueste aus der dritten Periode hat noch vier Perioden Laufzeit. Man muss daher Maschine für Maschine einzeln betrachten. Am Ende von Periode 4 sind die vier Maschinen, die am Anfang schon im Bestand waren, komplett abgeschrieben, sie scheiden in t = 5 aus dem Bestand aus (Spalte „Abgang” in t = 5). Die Totalkapazität liegt am Ende von t = 4 bei 4·2.000 + 1·4.000 + 1·6.000 + 1·8.000 = 26.000 €. Insgesamt erhält man

Zeit

Maschinen

alle Angaben in €

Kapazitäten (€)

Zeit

Zugang

Abgang

Bestand

Abschr. der Periode

Gesamtabschr. inkl. Rest

Kauf neuer Maschinen

Rest

Periodenkapaz.

Totalkapazität

1

4

-

4

8.000

8.000

8.000

0

8.000

32.000

2

1

-

5

10.000

10.000

8.000

2.000

10.000

32.000

3

1

-

6

12.000

14.000

8.000

6.000

12.000

30.000

4

1

-

7

14.000

20.000

16.000

4.000

14.000

26.000

5

2

4

5

10.000

14.000

8.000

6.000

10.000

28.000

6

1

1

5

10.000

16.000

16.000

0

10.000

26.000

7

2

1

6

12.000

12.000

8.000

4.000

12.000

32.000

Tab. 14: Kapitalfreisetzungs- und Kapazitätserweiterungseffekt

Interessant ist also, dass durch einfache Buchungsvorgänge und hierdurch ausgelöste Anstrengungen die Aufwendungen in die Verkaufspreise hinzukalkulieren, man den Maschinenpark über die anfänglichen vier Maschinen stark erweitern kann. Es kommt zum sog. Kapazitätserweiterungseffekt.

Abschreibungsverfahren

Folgende Abschreibungsverfahren werden unterschieden:

Lineare Abschreibung

Der Basiswert wird gleichmäßig auf die einzelnen Perioden der Abschreibung verteilt.

Beispiel

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Eine Maschine mit 12 Jahren Nutzungsdauer wird für 130.000 € gekauft. Am Ende der Nutzungsdauer kann für die Maschine voraussichtlich ein Verkaufserlös von 10.000 € erzielt werden.

Die jährliche Abschreibung beträgt: (130.000 € - 10.000 €) / 12 = 10.000 €

Leistungsbezogene Abschreibung

Der jährliche Abschreibungsbetrag ergibt sich hierbei aus dem Verhältnis der Leistung des Anlageguts in der Betrachtungsperiode zu der voraussichtlichen Gesamtleistung.

Beispiel

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Eine Maschine mit Anschaffungskosten von 250.000 € kann insgesamt 250.000 Einheiten produzieren, bevor sie verschrottet werden muss. Im gesamten Wirtschaftsjahr wurden 84.000 Einheiten produziert.

Unterstellt man, dass für die Maschine am Ende der Nutzungszeit kein Schrotterlös erzielt werden kann, beträgt die Abschreibung des Betrachtungsjahrs: (250.000 € / 250.000)  ×  84.000 = 84.000 €

Geometrisch-degressive Abschreibung

Die Abschreibung wird mithilfe eines konstanten Prozentsatzes in fallenden Jahresbeträgen ermittelt. Der Basiswert dient nur im ersten Jahr als Bemessungsgrundlage. Anschließend wird vom jeweiligen Restwert abgeschrieben.

Arithmetisch-degressive Abschreibung

Bei dieser Methode fallen die jährlichen Abschreibungsbeträge stets um den gleichen Betrag.

Progressive Abschreibung

Der jährliche Abschreibungsbetrag steigt mit zunehmender Nutzungsdauer. Sie ist in der Praxis eher selten, kann aber z.B. in der Kostenrechnung eingesetzt werden, wenn eine Anlage, die anfänglich nicht voll ausgelastet ist, die Nutzung allmählich ansteigt.